Lebenswelt "Alm"

  • Leben auf der Alp ist ein einfacheres Leben, jenseits des Konsumzwanges, aber auch jenseits der Annehmlichkeiten des "modernen Lebens".
    Eine Alpzeit bietet Raum für menschliche Begegnungen, selbstbestimmte produktive Arbeit und eine Zeit für das Leben in und mit der Natur - ihre Schönheiten, Gewalten und Rhythmen.
  • Menschliche Begegnungen werden existentieller, weil in dieser kleinen Parzelle einer Lebensgemeinschaft ein größeres Maß an Verantwortung übernommen werden muß; das gegenseitige Aufeinander-angewiesen-sein erfordert verstärkte Solidarität und Toleranz. Der Raum ist beengt - Rückzugsmöglichkeiten sehr beschränkt. Eine konstruktive Beziehungsgestaltung ist daher unabdingbare Voraussetzung.
  • Die Situation auf der Alm begünstigt eine rasche, intensive Kontaktaufnahme und Positionsklärung. Problemstellung -Lösungsfindung - eindeutiges Handeln sind ständige Herausforderung und das Ergebnis von Tun oder Nicht-Tun ist unmittelbar, oft hautnah erfahrbar.
  • Unter diesen Bedingungen stellt eine positive Beziehungsgestaltung eine hohe Anforderung an jeden Einzelnen - ganz besonders aber an Jugendliche.
  • Die jungen Menschen erfahren:
    - Die Vermittlung / Bewusstmachung von Fähigkeiten und Kenntnissen (Selbstwertthematik)
    - Ihre Selbständigkeit in lebenspraktischen, existentiellen Tätigkeiten
    - Das Einhalten eines strukturierten Tagesablaufes aus eigenem Antrieb
    - Die Steigerung ihres Durchhaltevermögens durch eine kontinuierliche intensive Betreuung und fehlender

Die jungen Menschen machen die Erfahrung, dass ihr Tun im direkten Zusammenhang mit der Sicherstellung eigener lebensnotwendiger Bedürfnisse steht. Ihr Handeln erfährt eine entsprechend hohe persönliche Wertigkeit und darüber hinaus eine besondere Priorität in der Ausrichtung auf die Gemeinschaft. Die von ihnen erbrachte Leistung ist wichtig im Gesamtkontext und abgeleitet davon spüren sie, unter Umständen das erste Mal, die Wichtigkeit ihrer Persönlichkeit.

"Menschen, die im Frühjahr auf die Alm ziehen, um dort
abseits der Zivilisation drei Monate mit Kühen und Käsen
zu verbringen, müssen über einen bemerkenswerten,
wenn nicht gar absonderlichen Charakter verfügen"

(aus:Handbuch Alp, S.279, Octopus-Verlag, Chur 1998)